Karriereplanung: Werde, wer du bist!

Ein Interview mit Personalmanager und Autor Thomas Belker 

 

Die Modernisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt gehen einher mit einem neuen Verständnis von Arbeit. Dieser Megatrend wird als „New Work“ bezeichnet. Besonders die jungen Generationen Y und Z haben einen neuen Blick auf den Sinn des Wirtschaftens. Autor und Personalmanager Thomas Belker, dessen Buch „Wo willst du eigentlich hin?“ bei metropolitan erscheint, beantwortet Fragen zum Thema Karriereplanung, New Work und Leadership.

Wie verändert der Wandel der Arbeitswelt die Karriereplanung der jüngeren Generationen?

Thomas Belker: New Work verändert das Konzept von Karriere. Unsere Arbeit wird sinnorientierter, hierarchiefreier und selbstorganisierter. Das stimmt optimistisch! Mit mehr eigenverantwortlichen Teams dünnen die klassischen Führungsebenen dann allerdings auch aus. Und damit fällt ein Großteil der bisherigen Karriereleiter weg. Das ist gut, bietet für die Karriereplanung Chancen jenseits von alten Kaminkarrieren und Raum für Vielseitigkeit.

Karriere wird schon heute stärker mehrwertorientiert als statusbasiert wahrgenommen. Viele Jahre für nur ein Unternehmen und in nur einer Kultur zu arbeiten, kommt für die Jüngeren meist nicht in Betracht. Die Neugierde ist stark, vieles auszuprobieren, und die Motivation ist da, Unterschiedliches zusammenzubringen.

 

Was bedeutet das konkret für die Karriereplanung der jüngeren Generationen?

Belker: Karriereplanung folgt nicht mehr klassischen Beförderungsschritten im Unternehmen, sondern wird zum Aufbau von lebenslangem Know-how. Die einzelnen Karriereziele werden nicht mehr in langen Zeitabschnitten (in fünf Jahren zur Teamleitung) realisiert, sondern als kurze, unterjährige Zyklen vereinbart. Das Motto heißt „Learning what matters“. Was zählt, ist die Weiterentwicklung von Fähigkeiten und Eigenschaften, um Einfluss nehmen zu können. Erfolgsentscheidend ist nicht mehr allein, die vorgegebenen Ziele der Firmenleitung zu erreichen. Neben dieser Aufgabe steht gleichwertig die Sinn-Frage der Mitarbeitenden: Was haben meinem Know-how-Aufbau die vergangenen drei oder sechs Monate tatsächlich genutzt und ist eine weitere Mitarbeit für mich sinnvoll?

Die Karriereplanung im Unternehmen beginnt schon beim Onboarding. Typische Fragen an den Arbeitgeber im Jobinterview sind: Was lerne ich von wem und wie schnell? Hier wird ausgelotet, welche konkreten Möglichkeiten der direkten Zusammenarbeit mit den Besten im Unternehmen bestehen und wie der Austausch mit Vorbildern und Mentoren erfolgt. Anstelle von hierarchischen Jobtiteln tritt die Dokumentation von Erfolgen und ihre detaillierte Beschreibung in schriftlichen Nachweisen. Der nächste Schritt ist dann beispielsweise eine verantwortlichere Teamaufgabe in einem wichtigeren Projekt. Die Rolle im Unternehmen wird der von Freelancern ähnlicher – das heißt schnellere Wechsel in unterschiedliche Unternehmensbereiche und in andere Aufgabengebiete. Gleichzeitig erfolgt sichtbare Mitarbeit in externen, unternehmensfremden Aufgabenstellungen, pro bono oder auch gegen Bezahlung.

 

Hat die klassische Karriere ausgedient, weil die Sinnfrage für junge Menschen im Fokus steht?

Belker: Der Fokus der beruflichen Lebensplanung bzw. Karriereplanung liegt auf der Leistung eines bleibenden Beitrags für die Gesellschaft. Der Blick reicht somit über Firmengrenzen hinaus. Klassische Karrieren wird es noch geben, allerdings viel seltener. Im Vordergrund stehen die Zusammenarbeit in Teams, Autonomie, Transparenz und ein Mehrwert über das Unternehmen hinaus.

Es erfolgt eine Abkehr von statischen Jobbeschreibungen und Siloaufgaben. Dabei leisten Top-Experten so viel, dass sie nicht weniger verdienen wollen als ihre Vorgesetzten.

 

Auch die Führungskultur verändert sich und wird mit dem Schlagwort „New Leadership“ bezeichnet. Welche Management-Theorien und Glaubenssätze können Führungskräfte heute über Bord werfen, um einen verantwortungsbewussten Kurs in die Zukunft zu steuern?

Belker: Bislang galt Belastbarkeit als eine Grundvoraussetzung für die Übernahme wichtiger Aufgaben. „New Worker“ macht aus, dass sie weniger Belastung im Arbeitsalltag fordern. Fehlt ihnen die viel beschworene Resilienz?

Nein, sie lassen sich nur nicht mehr hinhalten mit der Forderung, „alles auszuhalten“, egal wie unstrukturiert Entscheidungsabläufe oder Arbeitseinsätze unternehmensseitig erfolgen. Resiliente Menschen sind nämlich vor allem auch selbstreflektiert und selbstbewusst, gelassen und zielorientiert. Eine Führungskultur des Durchhaltens und Durchziehens entspricht den Anforderungen nicht mehr.

Führung ist wenig(er) Autorität und mehr Mentorship. Von der Führungskraft wird erwartet, dafür zu sorgen, dass wir uns als Menschen kennenlernen, dass wir aufhören, uns selbst fremd zu sein. Das neue Ziel heißt: Werde, wer du bist – und nicht: Werde ein Abziehbild vom Competency-Modell des Unternehmens.

So gesehen können Mitarbeitende in vielen Rollen größeren Führungseinfluss haben als Vorstandsmitglieder. Führung in der neuen Arbeitswelt bedeutet, präsent zu sein. Mit Empathie, Respekt und Menschlichkeit.

 

Herr Belker, wir danken Ihnen für das Gespräch!

 

Das Buch zur Karriereplanung

Das Buch "Wo willst du eigentlich hin?" vermittelt in einer humorvollen Erzählung die Prinzipien nachhaltiger Karriereplanung und effektiver Führung. Dabei nimmt der Autor weit verbreitete Glaubenssätze und bekannte Management-Theorien unterhaltsam unter die Lupe, um ihre Tauglichkeit für das Berufsleben zu überprüfen. Das Buch ist eine Orientierungshilfe für alle, die im Job Verantwortung übernehmen und sich fragen, ob sie auf dem richtigen Weg sind.

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Der Autor

Personalmanager, kaufmännischer Leiter, Geschäftsführer, Rechtsanwalt – Thomas Belker kann auf sehr unterschiedliche Karriere-Stationen in den verschiedensten Branchen zurückblicken, durch die er nationale wie internationale Reputation genießt. Heute berät er Einzelpersonen und Organisationen zu den Themen Transformation, Integration, HR, Due-Diligence-Prüfungen, Führung, Digitalisierung, New Work sowie Talent-Management. Durch seine Erfahrung und breit gefächerte Expertise ist er zum Spezialisten für herausfordernde Unternehmenssituationen geworden.

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