4. Die richtigen Materialien
Gerade Jurastudenten kennen das Problem. Während z.B. Mediziner oft nur zwischen zwei, drei Lehrbüchern auswählen müssen, haben es angehende Juristen schon schwerer. Dutzende Lehrbücher, Skripten, Loseblattmaterialien, Karteikarten, Hörbücher, YouTube-Kanäle und E-Books stehen zur Verfügung. Pro Rechtsgebiet. Pro Teilgebiet.
Und dann gibt es noch zig Anbieter, die sich mitunter stark unterscheiden. Nicht umsonst ist oft die rechtswissenschaftliche Abteilung in Buchhandlungen am größten. Daher gilt es auch hier, die Materialien nach seinen individuellen Eigenschaften und Bedürfnissen auszuwählen.
Ich persönlich vereine in mir eine Kombination aus visuellem, auditivem und motorischem Lerntyp. Daher lerne ich am besten mit einer Mischung aus Textsammlungen (Skripten und Lehrbüchern) und Karteikarten. Seit neuestem auch Videos. Wenn ich nun ein neues Teilgebiet lernen möchte, dann gehe ich immer nach dem gleichen Schema vor:
Ich greife zu den Vorlesungsmaterialien oder – im Repetitorium – zu den Loseblattmaterialien des jeweiligen Anbieters. Diese genügen, um sich einen ordentlichen Überblick darüber zu verschaffen, was alles zu lernen ist.
Danach suche ich mir ein Skript aus. Ich bevorzuge die Skripten von Alpmann Schmidt, da diese detailliert genug sind, aber nichts Unnötiges aufschlüsseln. Wer im ersten Semester eine Klausur schreibt oder einen kleinen Schein machen muss, der kommt mit einem eher übersichtlichen Anfänger-Skript sehr gut klar. Dazu eignen sich die Basis-Skripte. In der Examensvorbereitung habe ich dann auf die detaillierten Examensskripte umgestellt, da diese den Stoff vermitteln, der jetzt notwendig ist, in den Basis-Skripten aber oft nur angeschnitten oder gar nicht erwähnt wird. Auch wenn viele Professoren gerne Lehrbücher empfehlen, bin ich der Meinung, dass diese nur ergänzend notwendig sind.
Damit kommen wir auch schon zur dritten Säule meiner Lernmaterialien: Den Lehrbüchern. Wenn ich das richtige Skript ausgewählt habe, fange ich erst einmal an, darin zu lesen. Nach jedem Kapitel greife ich zu dem von mir ausgewählten und im Idealfall vom Professor empfohlenen Lehrbuch. Dort schaue ich dann nach (meist nur überfliegend), ob irgendwas detailliert aufgeschlüsselt ist, was im Skript vielleicht nur angeschnitten wird.
Professoren empfehlen bestimmte Lehrbücher meist nicht ohne Grund. Sie setzen die Schwerpunkte dann meist so wie der Autor des Lehrbuchs. Die Kombination aus Skript und Lehrbuch, aus Detailwissen und Kompaktstoff, reicht vollkommen, um mir das notwendige Wissen zu vermitteln. In der Examensvorbereitung aber habe ich das Lernen mit Lehrbüchern stark reduziert und nur noch dazu gegriffen, wenn ich ein bestimmtes Thema nicht verstanden hatte.
Habe ich ein Kapitel beendet, dann geht es bei mir an die Karteikarten. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man schreibt sie sich selbst oder man greift zu den vorgefertigten. Ich kombiniere gern beides. Der Vorteil der selbst geschriebenen Karteikarten liegt auf der Hand: Man muss diese erst einmal anfertigen. Beim Schreiben lernt und wiederholt man bereits etwas und befriedigt seinen motorischen Lerntyp.
Zusätzlich nutze ich gerne die vorgefertigten Karteikarten der zahlreichen Anbieter. Wer vielleicht schon einen Repetico-Zugang hat oder sich einen besorgen möchte, sollte die App auch nutzen.
Wenn ich mit den selbst geschriebenen Karteikarten für ein Kapitel fertig bin, sortiere ich sie an die richtige Stelle zu den vorgefertigten Karten. Dann gehe ich sie zweimal durch. Zuerst lese ich jede Karte und versuche mir Wichtiges durch Zudecken des jeweiligen Teils einzuprägen. Bin ich mit dem ersten Durchgang fertig, fange ich von vorne an. Nur diesmal lese ich die Karteikarten nicht einfach durch, sondern „wiederhole“ sie.
Seit Mitte des Studiums kam bei mir noch eine fünfte Säule hinzu: YouTube-Videos. Die Themen, bei denen ich gemerkt habe, dass es noch hakt, schaue ich mir dann als Video an. Im Zweifel mehrmals. Irgendwann kann ich fast mitsprechen – dann sitzt der Stoff!
Alle Säulen zusammen ergeben für mich das beste Lernergebnis: Materialien, Skripte bzw. Lehrbücher, Karteikarten und Videos. Jeweils Kapitel für Kapitel. Mitunter mehrfach und im Wechsel.
Damit habe ich dann so gut wie alle Lerntypen abgedeckt und bin gut vorbereitet für die letzte Etappe des Lernens – die Wiederholung. Diese Phase sollte man auf keinen Fall unterschätzen, denn das Kurzzeitgedächtnis ist hilfreicher, als man glaubt. Kurz vor der Klausur, wenn ich alle Kapitel durchgearbeitet habe, lege ich die Materialien, Skripten und Lehrbücher beiseite und wiederhole nur noch mit den Karteikarten. Ich empfehle jedem, sich eine Box dafür zu kaufen oder zu basteln. Wenn man dazu noch eine App wie Repetico benutzt, kann man eigentlich nichts mehr falsch machen.
Klar, das hört sich jetzt alles nach sehr viel Aufwand an. Aber wer ein gutes Zeitmanagement hat, hat vor der Klausur bzw. vor Beginn der Examensklausuren noch genug Zeit, in Ruhe und ohne Zeitdruck alle Karteikarten und Repetico-Kapitel zu wiederholen.
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