Die „kleinen Helferlein“ im Studium – Fragen und Antworten zum Lernen mit Karteikarten im Jurastudium

Von Rechtsanwalt und Repetitor Christian Sommer, Geschäftsführer der Alpmann-Schmidt-Zentrale in Münster

 

Während des Jurastudiums, spätestens aber in der Examensvorbereitung kommt bei allen Studierenden die Frage auf: Soll ich mit Karteikarten lernen? Die Antwort lautet (mit wenigen Ausnahmen): Ja! Das Lernen mit Karteikarten kann ein regelrechter „Gamechanger“ sein, erspart es doch auf das gesamte Studium bezogen viel Zeit. Es verfestigt Wissen und gibt damit Sicherheit in jeder Klausur. Aber der Reihe nach:

 

Was sind Karteikarten?

Eine allgemeingültige Definition gibt es nicht. Aber normalerweise versteht man darunter Karten aus festerem Papier, die ein handlicheres Format haben als eine normale DIN-A4-Seite und die grundsätzlich beidseitig beschriftet werden können. Ob sie eine stets identische Größe und identische Farben haben, liniert oder kariert sind, ist Geschmackssache – und hat auf den Lernerfolg keinen Einfluss. 

Die geringere Größe führt jedenfalls dazu, dass auf eine Karteikarte weniger Text passt. Das zwingt zum Kürzen! Auf Karteikarten sind die Informationen deshalb auf Stichworte, kurze Sätze, Strukturschaubilder oder kleine MindMaps beschränkt. Das dient auch dem Lernen mit den Karteikarten: Die auf der Karte enthaltenen Informationen können schnell gelesen und aufgenommen werden. Das spart Zeit!

 

Wie funktioniert das Lernen mit Karteikarten?

Karteikarten dienen dazu, bereits über andere Medien (Lehrbücher, Skripte, etc.) erlerntes Wissen zu wiederholen und zu verfestigen. Denn wie wir alle wissen: Unser Gehirn neigt dazu, solche Informationen, die nicht mehr benötigt werden, wieder zu löschen. Stell dir das Gehirn wie ein großes Hochregallager vor, in das jeden Tag hunderte Informationen als Waren eingeliefert werden. Irgendwann ist auch das größte Lager voll. Für neue Informationen muss also Platz geschaffen werden. Dabei gilt: Was nicht mehr gebraucht wird, fliegt raus. Dieses Aussortieren kann ich nur verhindern, indem ich die jeweilige Information immer wieder gebrauche. 

Genau diese Wiederverwendung passiert beim Lernen mit Karteikarten: Begrifflichkeiten und Erlerntes werden durch das Lesen der Karteikarte wieder verwendet, was ein „Ausräumen“ aus dem Hochregallager namens Gehirn verhindert. Je häufiger eine Information verwendet und je häufiger die Information beim Lernen mit den Karteikarten wiederholt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Information ins Langzeitgedächtnis gelangt. Das ist der Teil des Hochregallagers, der überhaupt nicht ausgeräumt wird. Dort gelagerte Informationen sind jederzeit ohne große Denkanstrengung verfügbar. 

 

Wie lernt man mit Karteikarten?

Das hängt davon ab, wie man die Informationen auf der Karteikarte anordnet.

  • Bist du beim Lernen eher visuell geprägt und kannst dir Informationen gut in Strukturen merken, dann bietet es sich an, derartige Strukturen auf den Karteikarten abzulegen. Das Lernen mit den Karteikarten erfolgt dann durch das Betrachten und Durchlesen der Karteikarten.
  • Bist du hingegen der aktive Lerntyp, der aufgabenorientiert lernt, bietet es sich an, Begriffe oder Fragen auf der Vorderseite der Karteikarte und die Information bzw. Lösung auf der Rückseite zu notieren. Du kannst dann beim Lernen mit den Karteikarten die Vorderseite lesen, über die richtige Information oder Lösung nachdenken und diese Gedanken dann mit dem Inhalt der Rückseite abgleichen.

Probiere es am besten einmal aus!

 

Wann sollte man die Karteikarten wiederholen?

Je früher du damit beginnst, desto besser! Das Lernen mit Karteikarten dient der Verfestigung von Wissen. Wissenschaftliche Experimente belegen, dass das Gehirn Informationen vollständig löscht, wenn es sie nicht benötigt. Übertragen auf das Studium bedeutet das: Wissen über Rechtsgebiete, die du in den ersten Semestern erlernst, benötigst du im Examen – Jahre später – erneut. Hast du das Wissen über die Wiederholung mit Karteikarten nicht konserviert, musst du in der Examensvorbereitung von vorn beginnen.

 

Warum mit Karteikarten lernen? – Gamechanger oder Zeitfresser?

Setzt du das Lernen mit Karteikarten zielgenau ein, ist es ein regelrechter Gamechanger: Erlerntes Wissen aus dem Langzeitgedächtnis ist schneller und darüber hinaus viel länger verfügbar. Ich höre schon den Einwand: Aber das Lernen mit den Karteikarten kostet doch so viel Zeit! Stimmt zwar. Aber die Zeit erspart man sich später: Man muss eben in der Examensvorbereitung nicht wieder bei Null anfangen, sondern baut auf einem soliden Fundament auf! Und wer das Fundament schon hat, kommt beim Bau schneller und höher hinaus.

Zur vollständig ehrlichen Antwort gehört aber auch, dass das Lernen mit Karteikarten nicht für jeden Studierenden geeignet ist. Du solltest nicht mit Karteikarten lernen, nur weil du es hier gelesen hast oder weil deine Mitstudierenden mit Karteikarten lernen. Ob es für dich einen Lernerfolg hat, kannst du nur für dich selbst ermitteln. Deshalb nochmal: Probiere es einfach aus!

 

Karteikarten selbst erstellen oder kaufen?

Gekaufte Karteikarten haben gleich mehrere Vorteile: Sie ersparen den Aufwand der Erstellung und sie garantieren einen korrekten Inhalt. Du kannst dich also ganz auf den Lernvorgang konzentrieren. Bist du allerdings eher der aktive Lerntyp, dann lernst du mit den Karteikarten nicht durch die Betrachtung, sondern durch die Erstellung. Dann bietet es sich an, dir Lernkarten selbst zu erstellen. Aber beachte dabei bitte: Die Erstellung kostet eine Menge Zeit und verlangt (z.B. bei Gesetzesänderungen) regelmäßige Überprüfung und Ergänzung.

 

Und was mache ich jetzt?

Eines sollte klar sein: Du solltest das Lernen mit Karteikarten zumindest ausprobieren. Vielleicht ist es ja dein Gamechanger! An die Karteikarten kommst du schnell:

  • Leere Karteikarten findest du im (gut sortierten) Supermarkt oder im Copy-Shop.
  • Vorgefertigte Karteikarten kannst du einfach und bequem hier im beck-shop.de bestellen.
  • Es soll erst ein unverbindlicher Blick sein? Auch kein Problem: Zu vielen Karteikarten von Alpmann Schmidt findest du auf der jeweiligen Produktseite kostenfrei umfangreiche Leseproben. Wirf gern mal einen Blick rein!

 

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Der Autor

Christian Sommer

ist Rechtsanwalt und als geschäftsführender Gesellschafter in der Zentrale von Alpmann Schmidt für alle Publikationen im Öffentlichen Recht verantwortlich.

Als langjähriger Repetitor und Herausgeber der RechtsprechungsÜbersicht (RÜ) und RechtsprechungsÜbersicht 2 (RÜ2) ist er auf die Examensvorbereitung spezialisiert.

Zum Autorenprofil: Christian Sommer

Zu Instagram: @der_oerechtler

 

Die beliebtesten Karteikartensysteme

Bei den juristischen Karteikarten haben sich die Anbieter Alpmann Schmidt, Jura Intensiv und hemmer durchgesetzt. Jedes Karteikartensystem deckt im Wesentlichen die drei großen Rechtsgebiete im Jurastudium (Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht) ab. Aber auch für speziellere Bereiche gibt es Kartensätze, beispielsweise für Europarecht oder Arbeitsrecht.

 

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Stand: Januar 2024

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