Jurastudium, ja oder nein? – Eine Entscheidungshilfe

Wie finde ich heraus, ob Jura zu mir passt? Prof. Franz Peter Dyrchs hat jüngst genau zu diesem Thema ein Buch veröffentlicht: „Ist Jura das Richtige für mich“. Es bietet einen umfassenden Überblick über das Jurastudium und dient als Entscheidungshilfe für alle, die an einem Jurastudium interessiert sind oder sich gerade eingeschrieben haben. Prof. Dyrchs liefert bereits im Interview hilfreiche Tipps.

 

Sie haben 30 Jahre lang als Hochschulprofessor gearbeitet. Was ist der häufigste Grund, weshalb Jurastudierende bereits am Anfang des Studiums scheitern?

Prof. Franz Peter Dyrchs: Da die Erstsemestler/innen außer der Sprache nichts für das Jurastudium mitbringen, haben sie die schwierige Studieneingangsphase zu wenig genutzt, um sich aus ihrer Schülerrolle zu befreien und ihre Studienkompetenzen aufzubauen. Sie machen sich zu wenig klar, wer sie sind und wer sie nicht sind, was sie können und was sie nicht können und was ein Jurastudium ist und was es nicht ist. „Ich will das!“, heißt noch lange nicht „Ich kann das!“. Sie sind in das Studium hineingestolpert und haben die Gelegenheit verstreichen lassen ihre Vorstellungen, Ideen und ihre Talente frühzeitig an der Realität eines Jurastudiums zu überprüfen.

 

Wie stelle ich fest, ob ich mich überhaupt für das Jurastudium eigne?

Dyrchs: Es gibt keine typisch Berufenen für Jura, kein talenttreibendes Schulfach „Jura“. Aber es gibt Indizien: Schulische Noten in Mathe, Deutsch und Fremdsprachen, bestimmte Interessen für öffentliche Belange, eine Aufmerksamkeit für Recht und Gerechtigkeit, Lust am logischen Tüfteln und Knobeln, am Argumentieren, an unserer Sprache und schließlich Entscheidungsfreudigkeit. Man muss es wollen, sonst kann es zur Qual werden.

 

Was ist die größte Herausforderung im Jurastudium?

Dyrchs: Man ergreift mit dem Jurastudium wohl das lernintensivste Studium überhaupt. Deshalb liegt man im ständigen Kampf gegen seine Sekundärtugendresistenz: Fleiß, Selbstdisziplin, Einhaltung von Planungen und Ordnung sind zur Bewältigung des jurastudentischen Studienalltags definitiv die größte Herausforderung. Wer glaubt, die Freiheit des Studiums zum „erst-mal Party machen“ nutzen zu müssen, wird scheitern. Es gibt nicht verschiedene Juraweltzugänge, sondern nur einen: LERNEN. Nur zum Lernen gibt es gute und weniger gute Zugänge.

 

Wie kann ich mich während des Jurastudiums immer wieder neu motivieren?

Dyrchs: Indem man immer wieder fest daran glaubt, dass man etwas Besonderes werden will, dass das Jurastudium die Basis für eine Karriere als Anwält/in, Richter/in, Staatsanwält/in, Justiziar/in, Notar/in, Journalist/in, Politiker/in, Diplomat/in oder Mediator/in ist und eine große Lebenschance eröffnet. Die Zugkraft von Zielen wächst, wenn man sie sichtbar macht. Also: Zettel hinter den Badezimmerspiegel mit dem Satz: „Vergiss nie, dass Du Jurist/in werden willst!“ Und ganz wichtig: Öfter mal in die Gerichtsalltagspraxis schnuppern.

 

Was macht für Sie einen erfolgreichen Jurastudierenden aus?

Dyrchs: Ein erfolgreicher Jurastudierender ist, wer die Studieneingangsphase der ersten beiden Semester nutzt, um sein materielles Wissen, mehr aber seine methodischen und klausurentechnischen Kompetenzen als tragendes Fundament für das weitere Studium aufzubauen. Hier kann man alles falsch, aber auch alles richtig machen für das angestrebte Prädikatsexamen. Und noch einmal: Ein hohes Maß an Lernbereitschaft, Disziplin, Fleiß und Durchhaltevermögen sind notwendig.

 

Warum lohnt es sich trotz aller Herausforderungen aus Ihrer Sicht Jura zu studieren?

Dyrchs: Weil man mit erfolgreichem 2. Staatsexamen die beschriebene große Palette von Berufen zur Auswahl hat und man den Menschen, dem Recht und der Gerechtigkeit dienen kann. Ohne Juristen läuft in unserer Gesellschaft (fast) nichts mehr zusammen. Und: Juristische Berufe sind globalisierungssicher, denn Deutsches Recht lässt sich nicht nach China „auslagern“. Und vor allem: Sie sind krisensicher, denn gestritten wird immer.

 

Was möchten Sie allen Jura-Studienanfänger/innen abschließend mit auf den Weg geben?

Dyrchs: Dass es ihnen möglichst schnell gelingt, aus einem Zusammenspiel ihrer Passion, Disziplin und genauer Kenntnis von dem, was auf sie zukommt, die sichere Antwort auf ihre unsichere Anfangsfrage nach dem Abi zu finden. „Ja, Jura ist genau das Richtige für mich!“ Es kann richtig Freude machen, juristische Fälle zu lösen, also die Gesetze immer wieder im Lebensalltag zu spiegeln und Strafrecht (StGB) und Privatrecht (BGB) dazu in Stellung zu bringen. Wen einmal das juristische Denken und Arbeiten infiziert hat, den lässt es nicht mehr los. Diese Freude wünsche ich allen, die das Jurastudium „in Angriff“ nehmen wollen.

 

Vielen Dank für das Interview, Prof. Dyrchs!

Der Autor

Prof. Franz Peter Dyrchs
ist ehemaliger Hochschulprofessor an der Fachhochschule für Rechtspflege NRW. Er hat Bürgerliches Recht, Strafrecht und ihre für den Konfliktfall notwendigen Umsetzungsrechte Zivilprozessrecht und Strafprozessrecht unterrichtet. Er war zudem Repetitor, Staatsanwalt und Richter.

Dyrchs

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