Ausbildung Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen – Prüfungen, Infos und Literaturempfehlungen
Die duale Ausbildung als Kauffrau bzw. Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen bietet dir abwechslungsreiche Aufgaben und vielfältige Perspektiven in dieser Branche. Aber wie sieht die Ausbildung konkret aus?
Die Ausbildung erfolgt sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule. wobei die Ausbildungszeit i.d.R. drei Jahre beträgt und bei entsprechender schulischer Vorbildung verkürzt werden kann. Die Zwischen- und Abschlussprüfung sind vor der Industrie- und Handelskammer (IHK) abzulegen.
Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzanlagen – Tätigkeit im Überblick
Tätigkeiten von Kaufleuten für Versicherungen und Finanzanlagen
Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen beraten und betreuen private und gewerbliche Kunden in Versicherungsfragen sowie bei der Wahl von Kapitalanlagen, Altersvorsorgeprodukten und Finanzierungen. Sie erstellen maßgeschneiderte Angebote, arbeiten Verträge aus und übernehmen Aufgaben im Rechnungswesen, Controlling sowie in Marketing und Verkaufsförderung.
Bei der Kundenakquise nutzen sie Datenbanken, Kundenprofile oder telefonische Kontakte, vereinbaren Beratungstermine und führen im Außendienst gezielte Gespräche zu Versicherungen, Finanzprodukten und Immobilien. Dabei berücksichtigen sie die individuellen Bedürfnisse, finanziellen Möglichkeiten und Zielgruppen der Kunden. Mit Laptops und Finanzsoftware führen sie Musterberechnungen durch, erklären Finanzierungsmöglichkeiten oder Versicherungsoptionen und unterstützen beim Ausfüllen von Anträgen. Auch digitale Kommunikationswege wie Social Media oder Mobile Banking werden genutzt.
Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen bearbeiten zudem Schaden- und Leistungsfälle. Sie prüfen Leistungsansprüche, organisieren Gutachter, arbeiten mit Behörden, Anwälten, der Polizei und anderen Versicherungen zusammen und dokumentieren alle Schritte sorgfältig.
Im Innendienst verwalten sie bestehende Verträge, prüfen Anträge auf Vollständigkeit und Richtigkeit, passen Verträge bei Risikoänderungen an und werten relevante Daten aus. Dabei arbeiten sie selbstständig, bei komplexen Fällen auch im Team, und gehen verantwortungsbewusst mit den Vermögenswerten ihrer Kunden um. Kundengespräche können je nach Bedarf auch abends oder am Wochenende stattfinden.
Arbeitsbereiche & Branchen
Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen arbeiten vor allem bei Versicherungsgesellschaften, Versicherungsmaklern, Kreditinstituten, Finanzdienstleistern sowie in den Finanzabteilungen größerer Unternehmen.
Darüber hinaus können sie auch in spezialisierten Bereichen tätig sein, etwa bei Unternehmen, die versicherungsspezifische Software entwickeln, in der Unternehmensberatung oder in Versicherungsabteilungen von Inkassobüros.
Ausbildungsinhalte
Im Ausbildungsbetrieb:
- Pflege von Kundendaten und Nutzung von Kontakten zur Bedarfsanalyse
- Nutzung des externen Rechnungswesens zur Steuerung und Kontrolle
- Kennen rechtlicher und vertraglicher Grundlagen bei Versicherungs- und Finanzverträgen
- Analyse individueller Kundenbedarfe und Beratung zu Risikoabsicherung
- Einschätzung und Darstellung von Chancen/Risiken verschiedener Finanzanlagen
- Erstellung passender Versicherungs- und Vorsorgeangebote, inkl. Serviceleistungen
- Unterstützung bei Schadenfällen und Information über den Bearbeitungsprozess
- Prüfung von Deckung und Ansprüchen bei Schadensregulierung
- Bearbeitung von Kundenbeschwerden
- Grundwissen zu Organisation, Nachhaltigkeit und digitaler Arbeitswelt
In der Berufsschule:
- Fachwissen zu wirtschaftlichen Einflüssen auf den Versicherungsmarkt
- Allgemeinbildung in Deutsch sowie Wirtschafts- und Sozialkunde
Ausbildungsdauer
- Reguläre Dauer: 3 Jahre (in Vollzeit)
- Teilzeit möglich: Verlängerung bis max. 1,5-fache der regulären Dauer
Verkürzung der Ausbildung:
- Möglich, wenn das Ausbildungsziel früher erreicht werden kann
- Antrag muss gemeinsam von Betrieb und Auszubildenden gestellt werden
- Vorbildung (z. B. Berufsfachschule oder einschlägiger Bildungsgang) kann angerechnet werden
- Regelungen zur Anrechnung gibt es u. a. in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen
Verlängerung der Ausbildung:
- Nur in begründeten Ausnahmefällen möglich (z. B. längere Krankheit, Prüfungswiederholung)
- Entscheidung durch die zuständige Kammer oder Behörde
Ausbildungsaufbau
Die duale Ausbildung für Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen findet im Betrieb und in der Berufsschule statt, wobei der Unterricht an festen Wochentagen oder in Blockform ist.
1.–15. Ausbildungsmonat
Im Betrieb/überbetriebliche Lehrgänge:
- Prozesse der Versicherungswirtschaft verstehen
- Rechtliche & vertragliche Vorgaben einhalten
- Kunden umfassend beraten und betreuen
- Versicherungen für Wohnen, Beruf, Freizeit, Mobilität & Reisen anbieten
In der Berufsschule (1. Jahr):
- Rolle im Betrieb gestalten
- Beratungsgespräche vorbereiten
- Kunden gewinnen (verschiedene Vertriebswege)
- Beratung in den Bedarfsfeldern: Wohnen, Rechtsschutz
In der Berufsschule (2. Jahr):
- Beratung in den Bedarfsfeldern: Mobilität, Arbeitskraft, Gesundheit
- Geschäftsprozesse erfassen & dokumentieren
Teil 1 der Abschlussprüfung im 4. Halbjahr
16.–36. Ausbildungsmonat
Im Betrieb/überbetriebliche Lehrgänge:
- Vertiefung der bisherigen Kenntnisse
- Arbeit in der digitalen Versicherungswelt
- Nutzung kaufmännischer Steuerungsinstrumente
- Beratung zu Gesundheit, Pflege, Altersvorsorge & Vermögensaufbau
- Einkommen & Hinterbliebene absichern
- Versicherungsfälle regulieren
- Inhalte der gewählten Wahlqualifikation bearbeiten
In der Berufsschule (3. Jahr):
- Beratung zu Finanzanlagen & Altersvorsorge
- Bestandskundenbindung & Geschäftssteuerung
- Analyse wirtschaftlicher Einflüsse auf den Versicherungsmarkt
Teil 2 der Abschlussprüfung am Ende der Ausbildung
Vorbereitung auf deine Prüfungen: Buchempfehlungen und Hilfsmittel
Die anspruchsvolle Abschlussprüfung zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen erfordert deinerseits eine gute Vorbereitung. Die hier vorgestellten Lehr- und Lernbücher sowie Hilfsmittel können dir dabei helfen. Das wichtigste zugelassene Prüfungshilfsmittel ist der Proximus. Dort sind alle Versicherungsbedingungen und Tarife eines imaginären Versicherungsunternehmen gesammelt.
Spezialisierung & Zusatzqualifikation
Spezialisierung während der Ausbildung
Je nach Betrieb erfolgt eine Vertiefung durch Wahlqualifikationen, z. B.:
- Versicherungsfälle managen
- Risikomanagement durchführen
- Risiken von Firmenkunden absichern
- Betriebswirtschaftlich im Vertrieb arbeiten
- Digitalisierungsprozesse in der Versicherungswirtschaft mitgestalten
Zusatzqualifikation
Während der Ausbildung zur Kauffrau bzw. zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen können zusätzliche Qualifikationen erworben werden, um sich über die reguläre Ausbildung hinaus fachlich zu spezialisieren:
- Nicht gewählte Wahlqualifikation als Zusatzqualifikation (z. B.
„Im Vertrieb betriebswirtschaftlich arbeiten“ oder „Digitalisierungsprozesse begleiten“) - Europaassistent/in
Für Auszubildende mit mittlerem Bildungsabschluss
Vermittelt interkulturelle Kompetenzen und Fremdsprachenkenntnisse
Enthält Zusatzunterricht (z. B. Europäisches Wirtschaftsrecht) und Auslandspraktikum - Privates Vermögensmanagement
Vertieft Wissen in Finanzdienstleistungen und Immobilien
Zusatzunterricht (z. B. Privatkundenberatung, Baufinanzierung, Vermögensplanung)
Schriftliche und mündliche Prüfung - Fremdsprache für kaufmännische Auszubildende
Befähigt zur Kommunikation im Berufsalltag in einer Fremdsprache (z. B. Englisch)
Prüfung mit schriftlichem und mündlichem Teil
Perspektiven nach der Ausbildung
Nach der Ausbildung haben Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen verschiedene Möglichkeiten, ihre Karriere zu gestalten. Bereits während der Ausbildung können sie ihre Chancen durch Zusatzqualifikationen, etwa in privatem Vermögensmanagement oder Fremdsprachen, verbessern. Auch nicht gewählte Wahlqualifikationen können als Zusatzqualifikationen genutzt werden.
Beschäftigung finden sie vor allem bei Versicherungsgesellschaften, Versicherungsmaklern, Finanzdienstleistern, Kreditinstituten oder in den Finanzabteilungen größerer Unternehmen. Um die Beschäftigungsfähigkeit zu sichern, können sie durch Weiterbildungen ihre Fachkenntnisse in Versicherungen und Finanzierungen aktuell halten und erweitern.
Beruflich weiterkommen ist ebenfalls möglich, etwa durch Aufstiegsweiterbildungen wie die Prüfung zum Bachelor Professional in Versicherungen und Finanzanlagen oder ein Hochschulstudium, z. B. im Bereich Versicherungsbetriebswirtschaft.
Darüber hinaus können sie sich selbstständig machen, beispielsweise als Generalagent/in, Agenturinhaber/in, Handelsvertreter/in, Makler/in oder Berater/in für Versicherungs- und Finanzprodukte.
FAQ – Ausbildung zum/zur Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen
Was ist der Beruf „Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen“?
Der Beruf „Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen“ bzw. „Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen“ umfasst die Beratung und Betreuung von privaten und gewerblichen Kunden zu Versicherungen, Finanzprodukten, Kapitalanlagen, Altersvorsorge und Finanzierungen. Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen erstellen individuelle Angebote, verwalten Verträge, bearbeiten Schaden- und Leistungsfälle und übernehmen Aufgaben im Rechnungswesen, Controlling, Marketing und Verkaufsförderung. Sie arbeiten sowohl eigenständig als auch im Team, im Innendienst am Computer und im Außendienst bei Kunden vor Ort. Moderne Tools wie Finanzsoftware, Laptops, Musterberechnungen, Mobile Banking und Social-Media-Kommunikation unterstützen sie dabei.
Wie lange dauert die Ausbildung Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen und wie ist sie aufgebaut?
Die duale Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und findet parallel im Betrieb und in der Berufsschule statt. Teilzeitmodelle sind möglich, wodurch sich die Ausbildungsdauer verlängert. Bei entsprechender schulischer Vorbildung ist auch eine Verkürzung möglich. Seit der Neuordnung ab 01.08.2022 gibt es eine gestreckte Abschlussprüfung: Teil 1 nach ca. 18–24 Monaten, der anteilig in die Endnote einfließt, und Teil 2 am Ende der Ausbildung, inklusive Kundenberatungsgespräch und fallbezogenem Fachgespräch.
Welche Inhalte und Qualifikationen werden vermittelt?
Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen lernen während ihrer Ausbildung unter anderem:
- Kundenberatung, Verkauf und Bestandskundenmanagement
- Versicherungs- und Finanzprodukte, Finanzierungen und Immobilien
- Arbeitsorganisation, kaufmännische Steuerung, Controlling und Rechnungswesen
- Wahlqualifikationen, z. B. Risikomanagement, Digitalisierungsprozesse oder vertriebs-/betriebswirtschaftliche Tätigkeiten
- Zusatzqualifikationen wie „Privates Vermögensmanagement“ oder Fremdsprachen
- Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und agile Projektmethoden
Welche Voraussetzungen sollte man für die Ausbildung Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen mitbringen?
Gesetzlich ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben, häufig nehmen Betriebe aber Auszubildende mit mittlerem Bildungsabschluss oder Abitur. Wirtschaftlich und praktisch sinnvoll sind gute Noten in Deutsch, Mathematik und Wirtschaft/Recht sowie Fähigkeiten wie Kunden- und Serviceorientierung, Kommunikationsstärke, Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein.
Wo arbeitet man nach der Ausbildung Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen?
Nach der Ausbildung finden Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen Beschäftigung vor allem bei:
- Versicherungsgesellschaften und Maklern
- Finanzdienstleistungsunternehmen und Kreditinstituten
- Finanzabteilungen größerer Unternehmen
Darüber hinaus können sie in Softwareunternehmen, Unternehmensberatungen oder Versicherungsabteilungen von Inkassobüros tätig sein. Arbeitsorte sind sowohl der Innendienst (Büro) als auch der Außendienst beim Kunden. Kundentermine können dabei auch abends oder am Wochenende stattfinden.
Wie läuft die Prüfung für Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen ab?
Die Abschlussprüfung ist gestreckt (GAP) und umfasst:
- Teil 1: nach 18–24 Monaten, schriftlich, fließt anteilig in die Endnote ein
- Teil 2: am Ende der Ausbildung, schriftliche Prüfungen in Fachrichtung und Wirtschafts-/Sozialkunde sowie mündliches Kundenberatungsgespräch und fallbezogenes Fachgespräch
Welche Weiter- und Aufstiegsmöglichkeiten gibt es für Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen?
Nach der Ausbildung können Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen verschiedene Wege gehen:
- Weiterbildung: Fachwirt/in für Versicherungen und Finanzen, Fachwirt/in für Finanzberatung, Betriebswirt/in für Finanzen und Investment
- Studium: z. B. Versicherungsbetriebswirtschaft oder Finanz-/Wirtschaftsmathematik
- Selbstständigkeit: als Generalagent/in, Agenturinhaber/in, Handelsvertreter/in, Makler/in oder Berater/in
Zusatzqualifikationen während der Ausbildung, z. B. Fremdsprachen oder privates Vermögensmanagement, erhöhen die Chancen auf einen erfolgreichen Berufseinstieg und Karrierechancen.
Gibt es Besonderheiten im Beruf Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen?
Der Beruf ist stark kunden- und serviceorientiert, häufig mit Außendienstanteil. Die Aufgaben sind abwechslungsreich und umfassen Beratung, Verkauf, Schadenbearbeitung, Vertragsverwaltung und Nutzung digitaler Tools. Die Neuordnung des Berufsbilds hat Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und agile Arbeitsmethoden stärker in den Fokus gerückt.
Quelle: BERUFENET
Stand: November 2025
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