Beitrag von Dr. Anette Schunder-Hartung

Der juristische Arbeitsalltag steht vor nie gekannten Herausforderungen. Spätestens seit dem Marktgang von ChatGPT wird offenkundig, dass das herkömmliche juristische Arbeiten nicht so originell ist, wie man lange Zeit dachte. Zu sehr ähneln das Sammeln und Strukturieren juristischer Daten und seine Verarbeitung zu Entscheidungen und Prognosen dem Vorgehen automatisierter Systeme. Um hier ins Geschäft zu kommen und darin langfristig erfolgreich zu bleiben, sind Ausbildungswege ebenso zu reformieren wie Geschäftsmodelle. Wer das nicht will oder kann, dessen Arbeit wird zusehends von der Rechtsschöpfung zur bloßen Rechtsprüfung fremder Vorschläge verkommen – mit entsprechenden finanziellen Einbußen (die sich übrigens auch negativ auf die anwaltlichen Versorgungswerke auswirken).

Blick über den Tellerrand

Wer noch am juristischen Anfang steht, dem ist dringend anzuraten, neben „hardcore Jura“ technische und soziale Skills zu erwerben. Staatsexamina, die mindestens ausreichend ausgebildeten Nachwuchs hervorbringen möchten, müssen entsprechend angepasst werden – sonst verlieren sie schon bald ihre Aussagekraft. Wer schon auf dem Markt ist, muss sich angesichts der wachsenden (nicht nur) KI-Konkurrenz in nie gekannter Weise attraktiv machen. Wie aber schafft man das? Zuvörderst: durch eine konsequente Loslösung von fachlichem Silodenken, das Juristinnen und Juristen nicht nur im Verhältnis zu anderen Berufsgruppen behindert. Auch innerhalb der unterschiedlichen Rechtsgebiete und Branchen sollten Arbeitsrechtlerinnen viel mehr als bisher auf Baurechtler, Insolvenzrechtlerinnen auf Kartellrechtler, Energierechtler auf Versicherungsrechtlerinnen und ihre Lösungsansätze schauen. Das gilt gerade auch außerhalb der eigenen Arbeitseinheit.

Blick in die Zukunft

Nachdem das mündlich seit über zehn Jahren in den komplementär zusammengesetzten aHa-Kanzleireihen geschieht, hat sich zu 20 zentralen Rechtsbereichen und Branchen jetzt eine Gruppe von Schreibenden zusammengetan. Flankiert von einem Übersichtsaufsatz und der unternehmensinternen Sichtweise, haben alle Beteiligten zu den vier gleichlautenden Fragen Stellung genommen, (1) welche drei Faktoren ihren heutigen Arbeitsalltag maßgeblich prägen, (2) wo sie die drei zentralen Herausforderungen für ihren Erfolg sehen, (3) welche Weichen sie für ihre Marktpräsenz in zehn Jahren stellen. und (4) was Sie sich am meisten wünschen.

Ihre Antworten sind für sich und in der Zusammenschau für jeden, der sich mit Innovativer Rechtsberatung befasst, ein schlichtes „Muss“.

Anette Schunder-Hartung hat in Zusammenarbeit mit führenden Mittelstandsberatern in Kanzleien und Unternehmen 20 Rechtsgebiete und Branchen identifiziert, die nachhaltiges Wachstum versprechen und auf die es schon heute besonders ankommt. In vier Fragen und Antworten stellen sie dar, welche strategischen Weichenstellungen wichtig sind, welche Skills künftig gefragt sein werden und was aus Sicht der unternehmensinternen Rechtsberatung Inhouse-Jurist:innen von Wirtschaftskanzleien erwarten.

Dr. Anette Schunder-Hartung

ist Inhaberin von aHa Strategische Geschäftsentwicklung. Die gelernte Rechtsanwältin und langjährige Lehrbeauftragte mit Schwerpunkt Vergaberecht berät Anwaltspartnerschaften in Fragen der internen Konsolidierung, Kommunikation und Außendarstellung, arbeitet als Business Coach (IHK) und ist eine viel gebuchte Moderatorin.

Stand: Mai 2023