„Neue Briefe an junge Juristinnen und Juristen“ – Ein Gespräch über Erfahrungen, Werte und Wege

Nach dem großen Erfolg von „Briefe an junge Juristen“ im Jahr 2015 erscheint nun mit „Neue Briefe an junge Juristinnen und Juristen“ ein frischer, zeitgemäßer Nachfolgeband – mit erweitertem Blick auf die Vielfalt juristischer Lebenswege und Berufsfelder.

Im Zentrum steht erneut die Idee, dass persönliche Erfahrungen, ehrliche Einblicke und individuelle Entscheidungen oft mehr Orientierung bieten als klassische Karriereratgeber. 

Wir haben mit Herausgeber Prof. Dr. Jahn über den Entstehungsprozess, überraschende Beiträge, die Herausforderungen einer sich wandelnden juristischen Berufswelt – und seine ganz persönlichen Erfahrungen gesprochen.

 

Herr Professor Jahn, nach dem Erfolg des Bandes „Briefe an junge Juristen“ aus dem Jahr 2015 erscheint nun als Fortsetzung „Neue Briefe an junge Juristinnen und Juristen“. Ist das Konzept – abgesehen vom gegenderten Titel – gleichgeblieben?

„Fortsetzung“ klingt mir fast ein wenig untertrieben: Es ist ein rundum neues Buch geworden – aber es stimmt: Das Konzept ist dasselbe. Die Idee: Juristinnen und Juristen unterschiedlichster Berufsfelder schildern sehr persönlich ihre Motivation und ihre Erfahrungen bei der Berufswahl, beim Einstieg in den Job und auf dem weiteren Karriereweg, einschließlich unerwarteter Neuorientierungen. Manche Beiträge haben mich in ihrer Ehrlichkeit, auch Pech und Pannen zu offenbaren, positiv überrascht. Wichtig war uns drei Herausgebern, Rechtsgebiete und Tätigkeitsfelder aufzunehmen, die es vor zehn Jahren noch gar nicht gab oder die noch kaum eine Rolle spielten. Außerdem spiegelt sich in den ganz unterschiedlichen „Briefen“ der Mentalitätswandel der Generationen zwischen Chefs und Ausbildern einerseits, dem Nachwuchs andererseits.

 

Was unterscheidet die beiden Bände von typischen Karriereratgebern für Juristinnen und Juristen?

Natürlich enthält auch das neue Werk viele Tipps – auch solche, die sonst nicht immer offen kommuniziert werden. Aber wir beleuchten außerdem sehr stark die innere Motivation der Autoren und Autorinnen, sich den Paragrafen zuzuwenden. Welche Erfahrungen sie gemacht haben. Und wie diese sie teilweise sogar persönlich verändert haben. So stammt einer der Texte von einer ehemaligen Richterin, die schon in ihrer Zeit in der Justiz eine recht bekannte Influencerin war. Und die dann nach einer Auszeit mit ihrer jungen Familie in Südafrika eine Kanzlei als Strafverteidigerin gegründet hat.

 

Nach welchen Kriterien wurden die Briefeschreiberinnen und -schreiber ausgewählt? Welche Bandbreite des Juristendaseins deckt der neue Band ab?

Wir wollten ein paar „Promis“ dabei haben, aber keineswegs nur, und zudem die immense Bandbreite dessen abbilden, was man mit dieser Ausbildung anfangen kann. Vertreterinnen und Vertreter aus Richter-, Staatsanwalt- und Anwaltschaft, aus Behörden, Unternehmen und NGOs, aus Wissenschaft, Medien, Politik, Kunst und sogar ein Profischiedsrichter gehören zu der bunten Palette.

 

Wie können in Zeiten großer KI-gestützter Umbrüche (Stichwort Legal AI) Biografien gestandener Juristinnen und Juristen überhaupt noch Impulse für den eigenen Ausbildungsweg geben und Strategien für die nächsten 30 Berufsjahre vermitteln?

Der Umbruch durch die KI ist, wie man so sagt, „disruptiv“. Die Auswirkungen auf juristische Berufe wie auf viele andere Branchen auch entwickeln sich rasant und zeichnen sich erst am Horizont ab. Eine Glaskugel hat da niemand. Klar ist: Schon in zehn Jahren wird niemand mehr seinen oder ihren Job ganz so weitermachen können wie bisher. Doch umso wichtiger ist, auch aus unseren „Briefen“ zu lernen, wie man mit Veränderungen umgeht – und sie vielleicht sogar zu beeinflussen.

 

Was hätten Sie sich zu Beginn Ihres Jurastudiums gewünscht zu wissen, und warum?

Ich selbst wollte ursprünglich Anwalt für Mieter und Arbeitnehmer werden. Aber schon während des Studiums bin ich – eigentlich durch einen Zufall, der mit Journalismus gar nichts zu tun hatte – aufs Schreiben von Artikeln gestoßen und habe meine Begeisterung dafür entdeckt. Schließlich hat man dann sehr viel mehr Leser und Leserinnen, als wenn man einen Schriftsatz verfasst 😉. Juristen und Journalisten haben immerhin dasselbe Handwerkszeug – die Sprache. Tatsächlich hat mich aber von Anfang auch die Juristenlogik immens interessiert, sodass ich früher bei der F.A.Z. und nun seit fast zehn Jahren bei der NJW das Beste aus zwei Welten vereinen kann.

 

Wenn Sie einen einzigen Tipp an junge Menschen geben dürften, die sich für ein Jurastudium entschieden haben, welcher wäre das?

Ich hätte sogar zwei: Wenn Sie merken, dass das Studium nicht das Richtige für Sie ist, scheuen Sie sich bloß nicht, es abzubrechen, statt sich weiter abzuquälen. Dieser Schritt hat einen unverdient schlechten Ruf. Denn man ist am besten in dem, was einem Spaß macht.

Aber ebenfalls ganz wichtig: Es gibt viele „Spätzünder“, die Jura zunächst nur als „Notlösung“ studiert haben – und aus denen später höchst erfolgreiche Berufsträger geworden sind. Klar ist allerdings: Die hergebrachte Ausbildung muss dringend reformiert werden, denn sie passt nicht mehr in die moderne Berufswelt. Aber das wird sie ja auch bereits nach und nach.

 

Wie hat die Arbeit an den beiden Büchern Ihre eigene Sicht auf den juristischen Berufsweg verändert oder bereichert?

Ich habe einige Einblicke in Tätigkeiten, Denkweisen und berufliche Konflikte erhalten, die mir unbekannt waren.

 

Herr Professor Jahn, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Die Bücher

Persönlich. Inspirierend. Wegweisend. Was bedeutet es heute, Juristin oder Jurist zu sein? In "Neue Briefe an junge Juristinnen und Juristen" teilen herausragende Persönlichkeiten aus Justiz, Anwaltschaft, Wissenschaft und Wirtschaft ihre ganz persönlichen Erfahrungen – in Form bewegender Briefe an den juristischen Nachwuchs. Ein einzigartiger Kompass für alle, die Orientierung suchen – jenseits von Paragrafen.

 

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„Briefe an junge Juristen“ versammelt persönliche Schreiben herausragender Persönlichkeiten aus Justiz, Anwaltschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Politik. Direkt und authentisch teilen sie, was man in keinem Lehrbuch findet: Erfahrungen, Überzeugungen und Lektionen aus ihren juristischen Lebenswegen. Ein inspirierendes Buch für alle, die am Anfang ihrer juristischen Karriere stehen – und echte Einblicke suchen, statt bloßer Karrieretipps.

 

Gostomzyk / Jahn

Briefe an junge Juristen

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Der Autor

Prof. Dr. Joachim Jahn

ist Mitglied der Schriftleitung der Neuen Juristischen Wochenschrift (NJW) und einer der renommiertesten Rechtspublizisten Deutschlands. Nach dem Jurastudium in Hannover und dem ersten Staatsexamen entschied er sich gegen die Anwaltsrobe und für die Feder – und wechselte in den Journalismus. Seine Stationen führten ihn u. a. zur Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, zum Handelsblatt und zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wo er über zwei Jahrzehnte hinweg über Rechts-, Wirtschafts- und Steuerfragen berichtete.

Sein juristisches Fachwissen verbindet Jahn mit journalistischer Präzision – sei es in der Kommentierung aktueller Gerichtsurteile, als Autor wissenschaftlicher Beiträge oder als Lehrbeauftragter an mehreren Universitäten. Seit 2016 prägt er die NJW in führender redaktioneller Rolle. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Regino-Preis für Justizberichterstattung.

 

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Stand: August 2025

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