Das Herbstheft der Zeitschrift für Ideengeschichte begibt sich in die Kampfzone des Kalten Krieges. Vier Jahrzehnte fand auf allen Ebenen ein Wettstreit der Systeme statt, der die Welt vor fünfzig Jahren, im Oktober 1962, an den Rand der Zerstörung führte. Von der Kuba-Krise aus beleuchet das Heft ideenpolitische Konstellationen des Kalten Krieges. Globalisierung, Cyperspace, die Forschungsuniversität, selbst der Kunstmarkt - überall hat der Kalte Krieg seine Spuren hinterlassen. Im freien Teil spricht Karl Heinz Bohrer über seine Erzählung "Granatsplitter". Jan Assmann räsonniert über "Gotteszorn und Apokalypse". Jan Bürger spürt einer Begegnung der beiden ästhetischen Gegenpole Gottfried Benn und Theodor W. Adorno nach.
Die Zeitschrift für Ideengeschichte fragt nach der veränderlichen Natur von Ideen, seien sie philosophischer, religiöser, politischer oder literarischer Art. Herausragende Fachleute aus allen Geisteswissenschaften gehen in Originalbeitragen der Entstehung, den zahlreichen Metamorphosen, aber auch dem Altern von Ideen nach. Dabei erweist sich manch scheinbar neue Idee als alter Hut. Und umgekehrt gilt es, in Vergessenheit geratene Ideen neu zu entdecken.
Die Zeitschrift für Ideengeschichte wird von den drei großen deutschen Forschungsbibliotheken und Archiven in Marbach, Weimar und Wolfenbüttel gemeinsam getragen. Mögen die Quellen der Zeitschrift im Archiv liegen, so ist ihr intellektueller Zielpunkt die Gegenwart. Sie beschreitet Wege der Überlieferung, um in der Jetztzeit anzukommen; sie stellt Fragen an das Archiv, die uns als Zeitgenossen des 21. Jahrhunderts beschäftigen.