An Büchern, die sich mit Steinhude, dem Wilhelmstein oder dem Steinhuder Meer befassen, besteht eigentlich kein Mangel. Da sind insbesondere die anschaulichen Fotobände Rudi Diersches zu erwähnen, selbstverständlich auch "der Ochwadt" mit seiner Zusammenstellung lesenswerter Texte und Klaus Fesches ebenso fundierte wie gut lesbare Studie über den Tourismus am Meer. Da sind gleichermaßen Monographien oder Zeitschriftenbeiträge über den Naturraum wie über die Kultur und die Geschichte der Region, da findet sich Wissenschaftliches ebenso wie Literarisches. In jedem gut sortierten Steinhuder Bücherschrank kann folglich ein ganzes Fach für die lokale Literatur reserviert werden.
Trotzdem, so stellte ein Arbeitskreis engagierter Steinhuderinnen und Steinhuder aus dem "Schaumburg-Lippischen Heimatverein e. V. Ortsgemeinschaft Seeprovinz" und seinem Umfeld fest, gibt es eine wesentliche Lücke: Es fehlt an einer ausführlicheren Übersicht über die Steinhuder Ortsgeschichte. Doch wie konnte diese Lücke gefüllt werden? Selbst bei gutem Willen können es sich Kommunen - leider - kaum mehr leisten, ihre Geschichte wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Allein im Staatsarchiv Bückeburg lagern sehr viele einschlägige Akten über Steinhude, die im Rahmen einer Bearbeitung des Themas zeitaufwendig auszuwerten wären. Doch vorschnell aufzugeben, ist keine Steinhuder Eigenschaft. Daher holte sich der Arbeitskreis im Frühjahr 2007 mit Klaus Fesche, dem Archivar der Stadt Wunstorf, und dem Niedersächsischen Institut für Historische Regionalforschung e. V. fachlichen Beistand ins Boot - oder besser: in den Torfkahn. Auch wenn Klaus Fesche letztlich zu den Autoren zählt, sollten die Fachleute in erster Linie beraten und nicht selbst forschen oder schreiben.
Schnell wurde klar, dass die eingangs erwähnte gute "Literaturlage" das Projekt nun womöglich retten konnte. Warum sollte man nicht auf der Basis vorliegender Arbeiten, nach Einsicht ausgewählter Archivalien und nach Gesprächen mit Zeitzeugen den aktuellen Wissenstand zur Steinhuder Ortsgeschichte festhalten? Und warum sollten dies nicht interessierte Einwohner leisten können? Auf die fachlich besonders anspruchsvolle Archivarbeit konnte weitgehend verzichtet werden. Und dieser Ansatz verlangte auch nicht, eine Ausarbeitung nach streng wissenschaftlichen Kriterien vorzulegen. Entstehen sollte ein gut verständliches Buch "von Steinhudern für Steinhuder" - wobei Gäste und Freunde des alten Fischerdorfs selbstverständlich mit eingeschlossen sind. Eine derartige Publikation blockiert auch keinesfalls weitere wissenschaftliche Studien zur Steinhuder Geschichte. Vielleicht weckt sie sogar Interesse und regt Forschungen an.
So wurde das Projekt in Angriff genommen. Um die Arbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen, fiel die Entscheidung, das Buch in Sachkapitel zu gliedern. Das hatte den weiteren Vorteil, dass mit bestimmten Inhalten fachlich vertraute Autorinnen und Autoren sich mit ihrem Spezialgebiet befassen konnten. Darüber hinaus entstanden so weitgehend eigenständige Beiträge, die mit Gewinn zu lesen sind, selbst wenn nicht das ganze Buch "durchgearbeitet" wird. Dafür mussten allerdings einzelne Überschneidungen in Kauf genommen werden.
Die Arbeitskreismitglieder übernahmen nun ehrenamtlich die Fleißarbeit des Recherchierens und Formulierens und legten schließlich zwölf Kapitel vor. Die Berater hoffen, dabei auch ihren Teil der Aufgabe erfüllt zu haben. Die Zusammenarbeit war gut, aber, zum Besten des "Endproduktes", auch von einzelnen sachlichen Kontroversen mitbestimmt, zumal die endgültige Entscheidung über eine Textaussage ja den Autoren zustand. Jedenfalls liegt jetzt, rund zwei Jahre nach dem Beginn der Arbeit, das Ergebnis zwischen zwei Buchrücken sorgfältig gedruckt vor: "Steinhude - Flecken zwischen Meer und Moor".