Während die Malerei der Postmoderne seit jeher von der Diskussion um ihr Ende begleitet wird, verweist sie stets auf ihre wichtigste Eigenschaft: dass sie dank ihres diskursiven Charakters ein nie endendes Netz an Repräsentationen spannen könne. Vor 35 Jahren fand der Maler Thomas Lawson dafür das treffende Wort »Last Exit: Painting«. Gleiches gilt auch für die Arbeiten von Katrin Plavcak (geb. 1970 in Gütersloh, aufgewachsen in Österreich). Ihre nicht pastos gemalten Öl- und Acrylbilder rufen figurative Bezüge zu Dix und Grosz, Magritte und Picasso, Höch und Lassnig sowie die Praxis naiver Malerei auf, in der perspektivische und räumliche Bedingungen außer Kraft gesetzt werden und mehrere Erzählstränge nebeneinander bestehen. Dabei setzt sich Katrin Plavcak gezielt mit der Geschichte von Bildern auseinander, die aus dem Comic, der Karikatur, der Illustration und, ganz allgemein, technischen Bildmedien stammen. Klischee, Verzerrung, Trivialisierung und Spektakel, wie sie von der Medienindustrie produziert werden und für deren Logik selbstverständlich auch die Kunst und ihre Institutionen anfällig sind, bilden für sie einen ästhetischen Fundus, aus dem sie mit ihrer eigenen malerischen Sprache in einem höchst gekonnten Transformationsprozess ihre künstlerische und gesellschaftspolitische Sicht der Dinge formuliert. Katrin Plavcak bedarf weder des Pathos noch einer ideologisch »richtigen« Position, vielmehr folgt sie unmittelbar ihrem Interesse für Dada oder den Surrealismus, Kunstrichtungen, bei denen die Errungenschaften von Fotografie, Film und Werbung und damit nicht zuletzt die populäre Magazinkultur in methodischer Verschränkung mit Montage und Collage das Avantgardekonzept mitbestimmt haben. Darüber hinaus ist Katrin Plavcak eine großartige Porträtistin, die die Charakteristika ihrer gefundenen oder erfundenen Figuren mit großem malerischen Können psychologisch auf den Punkt zu bringen versteht. Wenn also dieser Tage das postfaktische Zeitalter ausgerufen wird, weil »wir in Information untergehen, bis zu dem Punkt, wo sie bedeutungslos für uns wird«, wie das schon Lawson 1981 formuliert hat, dann könnte der Gegenpol eine solche Kunst sein, die bereit ist, explizit politische wie mythische Dimensionen auszuloten. Kritische, widerständige Distanz entsteht in diesem Medium wie von selbst, wenn in höchst verdichteter Form auf der Leinwand für komplexe Sachverhalte, Ideen und Gefühle Raum geschaffen wird.