Ruth Pfau, deren Tod im August 2017 weltweit betrauert wurde, war eigen. Ihre Erfahrungen sind ein eindrucksvolles Zeugnis davon, was ein einziges Leben vermag. Dieses Buch dokumentiert mit zahlreichen Fotos und neuen, bisher unveröffentlichten Texten dieses Jahrhundertleben.
In ganz Pakistan waren die Flaggen auf halbmast gesetzt, als Ruth Pfau, die katholische Nonne und Lepraärztin, in Karachi zu Grabe getragen wurde. »Santa, subito!«, las man in Leserbriefen in den Zeitungen hierzulande. Wer war diese Frau, die gegen Leiden, Angst und Vorurteile kämpfte? Nahezu sechzig Jahre lebte sie in einer der gefährlichsten Gegenden der Welt. Wo Leprakranke eingemauert wurden, brachte sie Hilfe. Wo Verzweiflung vorherrschte, setzte sie auf Hoffnung. Wo Bomben und Terror waren, riskierte sie Dialog und Freundschaft. Auch wenn keine Hilfe mehr möglich war, harrte sie aus. »Engel von Karachi« nennen sie die einen, andere vergleichen sie mit Mutter Teresa oder Albert Schweitzer.
Sie wusste, worauf es ankam, sie hat Hungernde gespeist, Kranke geheilt, aus der Gesellschaft Verstoßene integriert, Menschen aus Kerker und Folter geholt, Flüchtlingen geholfen, sich für unterdrückte Frauen eingesetzt, gegen Gewalt gestritten, sie hat Leiden gelindert, es bei Verzweifelnden in Erdbebengebieten ausgehalten und Trauernde getröstet. Mut, Dienst und Hingabe, das zeichnet solches Helfen aus, das gut tut und durch Gutes-Tun die aus der Ordnung geratene Welt wieder ins Lot bringt, sie heiler und schöner macht: Das ist eine Erfahrung, die in den Büchern von Ruth Pfau lebendig wird.
Ruth Pfau verabscheut »Statements«, sie erzählt Geschichten. Das Elend trägt für sie einen konkreten Namen, hat ein Gesicht. Ihre Methode: achtsam sein, genau hinsehen, die Erfahrungen anhören, bei jedem. Wenn Gott die Liebe ist, »dann gilt auch, dass Gott keine Ausschussware schafft. Irgendetwas Schönes, Kostbares ist in jedem Menschen, vielleicht auch nur etwas Tragisches, aber immer etwas, was ich doch lieben kann.«