Moser

Die Napola Reichenau

Von der Heil- und Pflegeanstalt zur nationalsozialistischen Eliteerziehung (1941 - 1945)

3. Auflage

Hartung-Gorre

ISBN 978-3-86628-501-9

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Bibliografische Daten

Fachbuch

Buch. Softcover

3. Auflage. 2024

Umfang: 118 S.

Format (B x L): 14.8 x 21 cm

Gewicht: 183

Verlag: Hartung-Gorre

ISBN: 978-3-86628-501-9

Produktbeschreibung

Es gibt Klassentreffen, die mit besonderer Diskretion ablaufen, man möchte keine Öffentlichkeit, keine Zuschauer. Dazu gehören sicher auch Klassentreffen ehemaliger Schüler der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (NPEA, Napola), der Elite- und Ausleseschulen des Dritten Reiches. Man befürchtet, in die rechte Ecke gedrängt zu werden, als rechtsradikaler Klüngel dargestellt zu werden. Die "FAZ" hat am 2.11.1985 ein solches Klassentreffen der Napola Plön beschrieben, einschließlich der Schwierigkeiten, einen Altschüler für ein Interview zu gewinnen. Die Napola-Schüler sind schwer in das gängige Täter/Opfer-Schema des Dritten Reiches einzuordnen. Täter sind sie nicht gewesen, sie sind allenfalls noch Soldaten geworden. Sie sollten einmal Täter werden, und zwar in den höchsten Positionen. Großes war ihnen, den Lehrlingen der Macht, versprochen worden, und viel wurde von ihnen verlangt. Doch Karriere auf der Grundlage ihrer Erziehung konnten einige von ihnen erst in der Bundesrepublik machen. Als Nazi-Täter galten sie kurz im Herbst 1945, als man sie nicht in die neuen demokratischen Schulen hineinlassen wollte. Kann man sie deshalb als Opfer bezeichnen? Als Opfer werden sich wohl nur diejenigen sehen, die schon damals unter dem Internatsdrill dieser Schulen gelitten haben, doch das ist offensichtlich eine Minderheit. Kann man die übrigen als Opfer, als Verführte bezeichnen, weil sie von einer besonderen, totalen Erziehung geprägt wurden, die sie vielleicht selber wieder weitergegeben haben, wie dies eine neuere Untersuchung aufzeigt? Die meisten sehen sich aber auch in diesem Sinne nicht als Opfer. Im Herbst 1994 fand ein solches Klassentreffen auf dem Gelände des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Reichenau bei Konstanz statt, in dem von 1941 bis 1945 eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt eingerichtet war. Nun kann heute jeder nach Belieben durch die öffentlichen Anlagen zwischen den zahlreichen Gebäuden spazieren. Doch was ist, wenn die Ehemaligen bei dieser Gelegenheit die Gebäude wieder betreten wollen, in denen sie damals untergebracht waren und in denen heute wieder Patienten behandelt werden? Kann man bei diesem nostalgischen Begehren einfach darüber hinwegsehen, dass in diesen Gebäuden schon vor der Napola Patienten untergebracht waren, die auf einmal verschwunden waren, weil sie umgebracht worden waren? Das ist nicht die Schuld dieser Napola-Schüler, aber es ist der unmittelbare Bezug zur Entstehung ihrer Schule, wie zu zeigen sein wird.

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