Produktbeschreibung
Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, plädierte dafür, „Hugo Preuß als einen Vordenker einer Verfassungstheorie des Pluralismus zu würdigen“. Sein genossenschaftliches Staatsdenken erscheint geeignet, die „moderne Bürgergesellschaft“ zugleich als eine „Gesellschaft freier Assoziationen“ zu konzipieren. Nicht weniger bedeutsam, so resümiert Voßkuhle, war für Preuß ein Stufenbau der politischen Handlungsebenen: „Gerade die Mehrstufigkeit des Staatsaufbaus, das Modell des Volksstaates auf den Ebenen von Gemeinde, Gliedstaat und Gesamtstaat bis hin zur völkerrechtlichen Gemeinschaft, kennzeichnet staatsorganisatorisch gesehen den Ausgangspunkt einer modernen Pluralismustheorie.“
Dieser Band präsentiert und analysiert das pluralistische Staatsdenken von Hugo Preuß in der Vielfalt der zu berücksichtigenden Aspekte. Die Besonderheit der Positionen von Preuß wird im Kontrast zu anderen Vertretern deutscher Staatsrechtslehre herausgearbeitet, ebenso vergleichend auf pluralistische Ansätze in benachbarten Ländern und den älteren Demokratien verwiesen. Am Ende steht die Frage, inwieweit der Sozialliberalismus von Preuß nicht nur eine Gedankenbrücke zur Staatstheorie des sozialdemokratischen Reformismus, sondern auch zu linksliberal akzentuierten neueren Theorieansätzen des Kommunitarismus schlagen kann.
Informationen zur Reihe:
Staatsverständnisse
Herausgegeben von Prof. Dr. Rüdiger Voigt Wissenschaftlicher Beirat: Klaus von Beyme, Heidelberg; Giancarlo Corsi, Modena-Reggio Emilia; Yehezkel Dror, Jerusalem; Wolfgang Kersting, Kiel; Herfried Münkler, Berlin; Marcelo Neves, Sao Paulo; Henning Ottmann, München; Stanley L. Paulson, St. Louis; Ryuichiro Usui, Tokyo; Loïc Wacquant, Berkeley
Der Schwerpunkt der publizierten Bände soll auf den neuzeitlichen Ideen vom Staat liegen. Dieses Spektrum reicht von Altmeister Niccolò Machiavelli über Thomas Hobbes bis zu Max Weber und Karl Marx, schließlich zu den Weimarer Staatstheoretikern Carl Schmitt, Hans Kelsen und Hermann Heller und weiter zu den zeitgenössischen Theoretikern.Nicht nur die Verfälschung der Marxschen Ideen zu einer marxistischen Ideologie, die einen repressiven Staatsapparat rechtfertigen sollte, macht deutlich, dass Theorie und Praxis des Staates nicht auf Dauer voneinander zu trennen sind. Auf eine Analyse moderner Staatspraxis kann daher nicht verzichtet werden.Was ergibt sich daraus für ein zeitgemäßes Verständnis des Staates im Sinne einer modernen Staatswissenschaft? Die Reihe Staatsverständnisse richtet sich mit dieser Fragestellung nicht nur an politische Philosophen, sondern vor allem auch an Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften. In den Beiträgen wird daher zum einen der Anschluss an den allgemeinen Diskurs hergestellt, zum anderen werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse in klarer und aussagekräftiger Sprache – mit dem Mut zur Pointierung – vorgetragen. So wird auch der / die Studierende unmittelbar in die Problematik des Staatsdenkens eingeführt.