Mit Herzblut und Sachverstand

Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, ja es geradezu erforderlich erscheinen lassen, Joseph „Sepp“ Salzgeber mit einem Liber Amicorum zu seinem 75. Geburtstag zu ehren. Einer davon ist ebenfalls ein Buch, nämlich Salzgebers zentrales Werk „Familienpsychologische Gutachten – rechtliche Vorgaben und sachverständiges Vorgehen“, mit dem er untrennbar in Verbindung gebracht wird und das ebenso bekannt ist wie er selbst. Aber der Ansatz, sich Sepp Salzgeber allein durch die Lektüre seines inzwischen fast unüberschaubaren Schrifttums zu nähern, wäre völlig unzureichend und auch völlig verfehlt. Was wirklich zählt ist der Mensch und zwar noch deutlich mehr als sein beeindruckendes Werk. Dies belegt ohne weiteres die große Wertschätzung und der professionelle Respekt, die ihm von allen mit dem Familienrecht befassten Professionen entgegengebracht werden. Und so ist mit diesem Werk in der Tat ein Buch von Freunden entstanden, das ganz unterschiedliche Beiträge vereint, in denen sich aber durchweg diese Wertschätzung widerspiegelt.

Auch wenn Wucht und Wirkung seines zentralen Werkes – inzwischen in der achten Auflage erschienen – sein gesamtes Schreiben dominiert, kommen über 200 weitere Veröffentlichungen, von kurzen Rezensionen und Kommentierungen bis hin zu umfangreichen Aufsätzen hinzu sowie ein praktisches Arbeitsbuch zur gutachterlichen Tätigkeit. Eine Fülle von Beiträgen in Fachzeitschriften zu aktuellen Themen zeigt nicht nur seine unermüdliche Schaffenskraft, sondern auch das nachhaltige und ungebrochene Interesse aller mit dem Familienrecht befassten Professionen daran. Niemand in Deutschland dürfte die Diskussion über Sachverständigengutachten im Familienrecht so sehr geprägt haben wie Sepp Salzgeber. Nicht zuletzt deswegen wirkte er an Erarbeitung von Standards in diesem Bereich über Jahrzehnte entscheidend mit und ist auch als Mitherausgeber von Fachzeitschriften aktiv, eine Tätigkeit, die in diesem Werk ebenfalls und völlig zu Recht gewürdigt wird.

Dem Salzgeber in seiner privaten Schreibstube steht, fast wie ein zweieiiger Zwilling, der organisierende und vernetzte „öffentliche“ Salzgeber gegenüber, der lokale Arbeitskreise – wie das Münchner Modell - mit aufbaute, landesweite Tagungen – wie den Bayerischen Familienrechtstag – mit ins Leben rief und hochkarätige Referenten hierfür, aber auch für andere Veranstaltungen zu gewinnen vermag und der, wie bereits erwähnt, viele Jahre im Vorstand des Deutschen Familiengerichtstags tätig war. Darüber hinaus werden von ihm jährliche wiederkehrende Fortbildungstagungen in seinem Institut organsiert und so die bundesweit assoziierten Sachverständigen auf den aktuellen Stand der Fachdiskussion gebracht.

In diesem Liber Amicorum haben die unterschiedlichsten Autorinnen und Autoren, die mit Joseph „Sepp“ Salzgeber zu tun hatten, für eine große Bandbreit heterogener Texte gesorgt: Es findet sich juristische Genauigkeit neben dadaistischen Assoziationsketten, sozialwissenschaftlicher Forschungsdrang neben psychologischer Praxis, philosophischer Tiefgang neben emotionalen persönlichen Erinnerungen.