Ein Grundlagenwerk, das am Gegenstand des antiken Theaters die wichtigsten Positionen der europäischen Kulturtheorie vorstellt und auf ihre Möglichkeiten wie Fragwürdigkeiten hin überprüft, und zwar anhand von Lektüren zu Bruno Snell, Marshall McLuhan, Derrick de Kerckhove, Eric A. Havelock, Christian Meier, Carl Schmitt, Paul Veyne, Claude Lévi-Strauss, Vincent Descombes, Jean-Pierre Vernant, Charles Segal, Max Horkheimer / Theodor W. Adorno, Klaus Heinrich.
Mit der Aufweichung des klassischen Fächerkanons der Geisteswissenschaften durch die Kulturwissenschaften hat 'Kulturgeschichte' Dauer-Konjunktur. Sehr divergent und unübersichtlich ist aber, was denn unter Kultur jeweils verstanden wird. Der Autor unternimmt zu nächst eine Klärung der Begriffsgeschichte von 'Kultur' und stellt dann auf einem langen Weg durch die Wissenschaftsgeschichte unterschiedliche und immer die avanciertesten Positionen der Kulturtheorie vor: vom Bereich der Philologie [Bruno Snell] über die Medienwissenschaft [Mc Luhan, Derrick de Kerkhove] über die deutschen Geschichtswissenschaft [Christian Meier, Carl Schmitt], die strukturale Geschichte und Anthropologie [Paul Veyne, Claude Lévi-Strauss, Vincent Descombes, Jean-Pierre Vernant, Charles Segall] bis hin zur Religionsphilosophie eines Klaus Heinrich. Bestechend ist die präzise Darlegung dieser Denkansätze, deren historische Verortung sowie Befragung daraufhin, was diese uns denn - über den Weg der Antike - am Ende über unsere Kultur heute sagen können. Nicht minder spannend ist der Weg, nämlich jede dieser autorenbezogenen kulturtheoretischen Positionen auf ihre Programmatik hin zu überprüfen - bis hin zu jenen Fragen, die diese jeweils nicht mehr zu beantworten vermögen, um daran anknüpfend einen neuen Ansatz vorzustellen.
Theo Girshausens Studie lotet damit die Möglichkeiten aus, Theatergeschichte als Kulturgeschichte zu schreiben - und gibt darüber hinaus den althergebrachten Geisteswissenschaften eine Orientierung in unübersichtlicher Lage.