So verwunderlich die Reihe KO Götz (1914-2017), Franz West (1947-2012) und Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) scheinen mag - vor allem auch, weil ihre Kunst so ganz unterschiedlich ist -, diese von Robert Fleck über viele Jahre besuchten und ihm teils freundschaftlich verbundenen Künstler eint ihr ungewöhnlicher Lebensweg und ihre jeweils solitäre Künstlerpersönlichkeit. Die Vita von Künstlern ist im besten Falle seit jeher Stoff für große Geschichten, gar große Literatur, das Gegenteil zeichnet den oft von Eifersüchteleien befeuerten Klatsch aus, gemeinsam ist aber beiden Erzählmustern der Grundgedanke, dass Künstler große Gestalten sind, die Übermenschliches zu leisten in der Lage sind - Genies eben. Den Lebenswegen der drei Künstler nähert sich Robert Fleck in diesem Buch mit Witz und Empathie und zeigt, wie sie die weitverbreitete Mär über das Künstlerdasein immer wieder unterlaufen haben. Etwa bei KO Götz, dem Doyen des Informel, ist kaum bekannt, wie er sich gegen die Rolle des Künstlers als Bohemien in den Nachkriegsjahren seit 1945 zur Wehr setzte und einen beinahe diametralen Lebensweg auch als Lyriker und Wissenschaftler einschlug. Oder Franz West, dem zeitlebens daran gelegen schien, seine Anfänge in der Wiener Kunstszene als »Sandler« zu kultivieren, weil er so auf unnachahmliche Weise eine gewichtige Entourage an sich band. Friedensreich Hundertwasser dagegen begann schon mit ersten Aktionen in den frühen 1960er Jahren das Bild eines kultischen Propheten von sich zu zeichnen, den die Alternativszene der 1980er Jahre nur zu gern als einen der Signalkünstler neben Joseph Beuys bewunderte, der darüber jedoch in Kollegenkreisen - ganz entgegen der Beuys'schen Wirkung - zum Paria geriet, obwohl er ökologische Dimensionen nicht nur das Wort redete, sondern ernsthaft an ihrer Umsetzung arbeitete. Mit allen drei Künstlern verbindet Robert Fleck über die Jahre hinweg ein intensiver Kontakt: So half der Autor dem jungen Franz West, in den Wiener Gaststätten seine übermalten Zeitungscollagen zu verkaufen; und den 103-jährigen KO Götz, den er schon in den 1990er Jahren interviewt hatte, besuchte er daraufhin immer wieder, zuletzt noch zu Beginn des Jahres 2017, einige Monate vor dessen Tod. Mit Friedensreich Hundertwasser schließlich, über den Robert Fleck zuletzt 2016 publiziert hat (»Kunst und Natur. Hundertwasser, Neuseeland und der Entwurf einer ästhetischen Ökologie«), p¿egte er in dessen letzten Lebensjahren nicht nur einen intensiven Kontakt, sondern er war wohl auch einer der wenigen, dem es vergönnt war, mit dem Künstler einen länger andauernden Gedankenaustausch zu führen, wo dieser doch sonst für seine Einsilbigkeit und für sein Schweigen bekannt war. In der Zusammenschau zeigen alle drei Porträts, die Robert Fleck als unabhängiger Autor gezeichnet hat, auf wundersam offene Weise, wie das kreative Projekt des modernen Menschen, zumal des Künstlers, nicht nur Mühe macht, sondern geradezu in Notwehr gegen allseitige Vereinnahmungsversuche von seinen Protagonisten immer wieder verteidigt werden muss.