Der Ursprung des Kunstwerks erweist sich als die Zusammensetzung einer Liebesmaschine. Vielleicht funktioniert diese Maschine sogar in jedem schöpferischen Akt, ob es sich nun um den eines Künstlers handelt oder nicht.
Von welchen Annahmen muss eine Ästhetik ausgehen, die nicht hinter der Komplexität der Kunst zurückbleiben will? Einerseits davon, dass Künstler erst wird, wem es gelingt, die ungewöhnliche Kraft aufzubringen oder die eigentümliche Fähigkeit zu entwickeln, alles zu bejahen, was ihn trifft und berührt, was er erleidet, was ihn schmerzt, reizt und verwundet. Es gibt nichts, was der Künstler von seiner Liebe ausschließen könnte, wenn sich in seiner uneingeschränkten Bejahung eines Außen eine aktive Zuwendung, Teilnahme und Sorge ausdrückt, die man Liebe nennen kann. Das gilt noch für das Unerträgliche und das Unannehmbare, das Unfassbare, von dem man denken könnte, dass das Subjekt es verwerfen muss oder dass es dieses sogar traumatisiert. Der Künstler ist in diesem Sinn ein radikal promiskuitives Subjekt, nicht ein gegebenes empirisches und psychologisches Individuum, das eine Voraussetzung für die Erzeugung von Kunst bildet.
Andererseits muss man davon ausgehen, dass das Kunstwerk dann erst entsteht, wenn der Künstler idiosynkratisch, selektiv und filternd mit dem bejahten Material umgeht, seine bedingungslose Liebe sich stets schon Bedingungen einfügt, die diese gleichzeitig übersteigt. Dieser Umgang ist nicht willkürlich. Er ist nicht einmal eine durchgehend intentionale Tätigkeit. Vielmehr führt er seine eigene Notwendigkeit mit sich, über die er nicht verfügt, als würde der Künstler selbst in dem Augenblick, in dem er Entscheidungen zu treffen scheint, einem vorgezeichneten Weg folgen, sich einem Mechanismus überlassen.