Lügen für den Job – Kavaliersdelikt oder Karrierekiller?

Mal Hand aufs Herz: Sind Sie ein Lügner? Ich meine, haben Sie im Bewerbungsverfahren schon einmal gelogen? Haben Sie vielleicht im Anschreiben davon geschwärmt, wie großartig die Website der angestrebten Firma ist, obwohl dort unter „Aktuelles“ Termine stehen, die seit mehreren Wochen abgelaufen sind? Oder sprechen Sie im Lebenslauf ein bisschen besser Spanisch, als es Ihnen der VHS-Kurs von damals bestätigen würde? Olé! Oder werfen wir einen Blick auf Ihre Motivationsseite. Skizzieren Sie sich dort als dynamischen und aktiven Überflieger, aber im Grunde Ihres Herzens sind Sie ein Couchpotatoe? Haben Sie sich in der einen oder anderen Hinsicht schon einmal in ein besseres Licht gestellt? Na dann: Willkommen im Club!

 

Wenn wir den Experten auf dem Gebiet des Lügens glauben dürfen, lügt jeder Mensch mehrmals täglich. Zwischen 2 und 200 Mal – bei der Quantität herrscht keine Einigkeit. Manchmal bemerken wir es selbst nicht einmal. Eine kleine Höflichkeitslüge hier, eine größere Notlüge dort. Und mal ehrlich: Oft genug bewahren uns solche improvisierten Lügen vor Peinlichkeiten des Alltags. Das kennen wir doch alle. Stellen Sie sich vor, Sie sind zum Essen eingeladen und auf die Frage nach den Kochkünsten des Gastgebers antworten Sie wahrheitsgemäß, dass dies das schlechteste Chateaubriand war, das Sie jemals gezwungen waren zu essen! Glauben Sie, dass Sie für Ihre Offenheit gelobt würden? Sicher nicht!

 

Höflichkeitslügen werden im gesellschaftlichen Umgang im Grunde erwartet. Das ist bei Bewerbungen nicht anders! „Haben Sie gut hergefunden?“, „Wie gefällt Ihnen unser Produkt?“, „Warum möchten Sie die Stelle wechseln?“ Das sind typische Fragen, auf die eine höfliche Antwort erwartet wird.

 

Anders sieht es mit der Ausdehnung der Wahrheit im fachlichen Bereich aus. Sich im Anschreiben übermäßig mit fremden Federn zu schmücken oder Abschlüsse im Lebenslauf anzugeben, die Sie nicht erreicht haben, kann verheerende Folgen haben. Strafbar sind solche Dinge in der Regel nicht, doch wenn Sie auffliegen, müssen Sie mit erheblichen Unannehmlichkeiten bis hin zur fristlosen Kündigung rechnen. Denken Sie an Herrn zu Guttenberg und die Plagiatsvorwürfe um seine Doktorarbeit. Seine Reputation leidet bis heute darunter. Schlimmer können Sie es nur treffen, wenn Sie fehlende Dokumente kurzerhand selbst herstellen. Dann handelt es sich um eine Urkundenfälschung – und das ist strafbar. Bauen Sie Ihre berufliche Laufbahn nicht so auf, sonst schießen Sie Ihre Karriere schneller ab, als Ihnen lieb ist.

 

Andererseits räumt der Gesetzgeber, im Rahmen des allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG),  auch dem Bewerber das sogenannte „Recht zur Lüge“ ein. Aber Vorsicht! Es handelt sich hierbei ausschließlich um unzulässige Fragen, die Sie mit einer Lüge quittieren dürfen.

 

Jeder Bewerber will sich so vorteilhaft wie möglich präsentieren. Ein bisschen Euphemismus, die Laufbahn etwas positiver geschildert, die Erfolge etwas ausgeschmückt – das ist eine durchaus menschliche Haltung. Mein Rat dazu: Übertreiben Sie es mit der Schönfärberei nicht, bleiben Sie bei der Wahrheit oder zumindest ziemlich nah dran. So brauchen Sie keine Angst zu haben, irgendwann entlarvt zu werden. Ich wünsche Ihnen einen tollen Job  mit einem reinen Gewissen – eine bessere Mischung gibt es nicht!

Die Autorin

Sandra Gehde

wechselte nach einer beruflichen Ausbildung im fotografischen Bereich als Quereinsteigerin ins Personalwesen. Seit zehn Jahren ist sie als Personalmanagerin und Assistentin der Geschäftsführung in der Akademie Handel, einem Bildungsunternehmen für Erwachsenenbildung im Handel, tätig. Dort ist sie mit allen Bereichen des Personalmanagements und mit der Organisation des Rudolf-Egerer-Preises für die Auszeichnung von besonderen Leistungen im Bereich der Aus- und Weiterbildung im Handel, befasst. Außerdem ist sie seit der Gründung im Jahr 2009 Mitglied im Bundesverband der Personalmanager und hat eine Coachingausbildung (IRBW Wien) absolviert. Seit 2015 unterstützt sie ehrenamtlich Bewerbungstrainings für Jugendliche bei Joblinge e.V. und an einem Sonderpädagogischen Förderzentrum in München.

Gehde

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