Grafik für das Drucken der Seite Abbildung von Erasmus von Rotterdam | Desiderius Erasmus von Rotterdam: Der sprichwörtliche Weltbürger | 1. Auflage | 2018 | beck-shop.de

Erasmus von Rotterdam

Desiderius Erasmus von Rotterdam: Der sprichwörtliche Weltbürger

Eine Auswahl aus dem Adagia

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Buch. Hardcover

mit Prägung

2018

96 S.

Das Kulturelle Gedächtnis. ISBN 978-3-946990-28-4

Format (B x L): 10.6 x 16.5 cm

Gewicht: 127 g

Produktbeschreibung

Es ist schon eine seltsame Angelegenheit mit Erasmus von Rotterdam. Während seine Schriften kaum mehr gelesen werden, beanspruchen immer mehr und immer ungewöhnlichere Institutionen seinen Namen. Um den Inhalten des Erasmus wieder Gehör zu verschaffen, gibt der Verlag Das Kulturelle Gedächtnis aus gegebenem Anlass ein kleines Bändchen mit Erasmus-O-Tönen heraus: Stellungnahmen für Weltbürgerlichkeit und Freigiebigkeit, Plädoyers für das rechte Maß und für Herzensgüte gegenüber Freunden, aber auch gegenüber Fremden und Verfolgten. Überall in seinem Werk tritt Erasmus für den Frieden ein, nicht nur im Sinne des Waffenstillstandes, sondern auch im unpolitischen, alltäglichen Sinne des Verständnisses und Ausgleichs. Und für die Überwindung des Egoismus und für großzügige Offenheit. Programmatisch etwa ein Gedanke, den er in seiner Schrift über die Erziehung des Christlichen Fürsten (Institutio Principis Christiani, 1516) entwickelt: ein heidnischer Herrscher tue vielleicht damit genug, „gegen seine eigenen Bürger gütig zu sein und gegen Fremde nur gerecht“, ein christlicher aber müsse sich darüber hinaus „ständig bemühen, dass niemandem Unrecht geschieht“, ja, er müsse sich „noch mehr davor hüten, dass ein Fremder gekränkt wird, weil die Gäste ohne Hilfe ihrer Freunde und Verwandten dem Unrecht mehr ausgesetzt sind“. In den Adagia, seinem Hauptwerk, finden sich fast sämtliche großen Gedanken des Erasmus versammelt, oft in Reinform (hier etwa findet sich sein berühmter flammender Aufruf gegen den Krieg) – und zumeist in konzisen, kurzen Beiträgen. Der sprichwörtliche Weltbürger schöpft deshalb vor allem aus ihnen.


Die Adagia sind eine kommentierte Sammlung antiker Sprichwörter – darunter zahllose, die bis heute im Gebrauch sind. Sie bilden gleichermaßen das sprachliche Sediment wie das Fundament abendländischen Handelns und Denkens, sie sind „Ausdruck uralter Lebensweisheit“, wie Erasmus im Widmungsschreiben an seinen englischen Bekannten Lord Mountjoy selbst hervorhebt. Die Adagia waren es auch, die Erasmus weithin bekannt und berühmt machten. Seit der Erstausgabe unter dem Titel Collectanea Adagiorum im Sommer 1500 (bei Philippi in Paris) brachte der Autor das Werk in immer neuen, immer umfangreicheren Ausgaben heraus. Die erste Ausgabe umfasste 818 Sprichwörter. Schon 1508 erschien eine neue, stark erweiterte Ausgabe bei Aldus Manutius in Venedig, die es auf 3285 Einträge brachte. In der Ausgabe von 1515 (bei Froben in Basel) begann Erasmus, größere Essays einzuflechten, die in noch stärkerem Maße seine persönlichen Einstellungen zu den behandelten Themen preisgaben. Bis zu seinem Lebensende sollte er an diesem riesigen Werk weiterarbeiten und schließlich 4151 Weisheiten in vier Büchern gesammelt und beschrieben haben.


Einerseits sind die Adagia ein Sprichwortarchiv, ein Nachschlagewerk, das hilft, um bei der Lektüre lateinischer und griechischer Texte aus rätselhaften Redewendungen schlau zu werden; in diesem Sinne sind die Adagia ein Werkzeug der Lektüre. Aber das Werk funktioniert auch andersherum: Es stellt ein Reservoir an Sprach- und Denkfiguren für das Verfassen neuer Texte bereit. Schönheit der Sprache, Genauigkeit des Denkens, Menschlichkeit und Ethik: Diese humanistischen Anliegen sind für Erasmus nicht zu trennen. Als Einheit werden sie in den Adagia trainiert. So führt Erasmus nicht nur aus, was ein bestimmtes Sprichwort in den Quellen bedeutet, sondern auch, was es in einer bestimmten Verwendung, in einem bestimmten Zusammenhang heute bedeuten kann, was es heute für uns bedeutet. Dabei sucht er, immer den Ausgleich, vermittelt selbst zwischen Christen und Heiden: denn der ethische Standard, das friedliche und gütige Miteinander der Menschen ist für ihn Hauptsache. So setzt er das Sprichwort Freundesgut, gemeinsames Gut gleich an den Anfang, denn „kein Sprichwort ist so beglückend und so berühmt wie dieses, darum soll es als gutes Omen meine Adagien-Sammlung eröffnen. Würden die Menschen dieses Wort so bewusst im Herzen tragen, wie es ein jeder beständig im Munde führt, wahrhaftig, unser Leben wäre um ein gut Teil seiner Sorgen leichter.“ Und hier führt er im Anschluss an ein Platon-Zitat aus: „Er sagt auch, dass in einem Gemeinwesen dann Glück und Zufriedenheit herrschen würden, wenn man in ihm die Worte mein und dein nicht hörte. Es ist erstaunlich, wie wenig Gefallen die Christen an diesem Platonischen Kommunismus finden, wie hart sie ihn verurteilen, obwohl kein heidnischer Philosoph je etwas gesagt hat, das so sehr dem Geiste Christi entspricht.“

Manchmal sprechen die Sprichwörter in seiner Sammlung auch für sich: Wer schnell gibt, gibt doppelt oder Streit sät Streit oder Wir sind im selben Boot. Erasmus öffnet in den Adagia mit einem Werk zwei Fenster zugleich und ermöglicht den Durchzug im Hirn. Und nicht zuletzt lernt man in diesem Buch vieles dazu: etwa, was es mit dem Esel des Bademeisters auf sich hat, oder was die Redewendung vom Steinernen Brot bedeutet.


Die Auswahlausgabe Der sprichwörtliche Weltbürger stellt 41 jener Sprichwörter und ihre Erläuterungen vor; die deutschen Übertragungen stammen zu etwa gleichen Teilen von Theresia Payr und Tobias Roth und wurden einerseits der Erasmus-Werkausgabe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt entnommen, andererseits für diesen Band neu übersetzt.

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